Anna Skouras und Andreas Skouras


Do. 31. Januar 2013
20.00 Uhr
b - a - c - h

Eine Führung durch die musikalische Welt von
Johann Sebastian Bach mit den Musikern
Anna Skouras (Violine) und Andreas Skouras (Cembalo)

Konzert mit Moderation



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Beethoven über Bach: Nicht Bach, sondern Meer sollte er heißen wegen seines unendlichen, unerschöpflichen Reichtums an Tonkombinationen und Harmonien.

Die vier Sonaten für Violine und Cembalo, die an diesem ersten Veranstaltungsabend unseres Kulturzentrums im Jahre 2013 erklingen werden, zeigen den Vater der klassischen Musik als Schöpfer eines musikalischen Universums, der uns in dieser Krisenzeit besonders nahe ist. Wir hören deshalb nicht nur seine Musik, sondern lassen uns auch von den beiden Musikern des Abends gedanklich in seine Welt einführen, die völlig im Gegensatz steht zum globalisierten Kapitalismus.

Der griechisch-deutsche Pianist und Cembalist Andreas Skouras, geboren 1972 in Thessaloniki, studierte in München an der Hochschule für Musik und Theater und gehört heute bereits zu den vielseitigsten Musikinterpreten. Die Geigerin Anna Skouras, geboren 1979 in Tiflis/Georgien, schloß an der Münchner Hochschule für Musik und Theater 2005 mit dem Meisterklassediplom ab und war Mitglied des Luzern Festival Akademie Orchesters unter Pierre Boulez.

Goethe über Bach: als wenn die ewige Harmonie sich mit sich selbst unterhielte, wie sich's etwa in Gottes Busen kurz vor der Weltschöpfung möchte zugetragen haben.



Veranstaltung "b-a-c-h" 31.1.2013 - Anna und Andreas Skouras    Veranstaltung "b-a-c-h" 31.1.2013 - Anna und Andreas Skouras

Veranstaltung "b-a-c-h" 31.1.2013 - Anna und Andreas Skouras    Veranstaltung "b-a-c-h" 31.1.2013 - Anna und Andreas Skouras



Aus der Einführung von Mira Maase:

Sie werden sicher nicht erwarten, daß wir einen der Konzertabende veranstalten, wie sie in München üblich geworden sind, denn auch im musikalischen Bereich stehen wir dem Konsum ablehnend gegenüber. Sie dürfen aber erwarten, daß wir ein tieferes Interesse vermitteln wollen, indem wir Bach in unsere gegenwärtige Krisenzeit holen.

Die sechs Sonaten für Violine und obligaten Cembalo, von denen wir vier heute abend hören werden, sollen laut Bach-Werke-Verzeichnis 1717/1723 in Köthen entstanden sein. Das überliest man gewöhnlich, und es sagt uns gar nichts. Über die Kleinstadt Köthen (Anhalt) erfahren wir in heutigen Lexika auch nur, daß es sich um eine Kreisstadt bei Dessau im Bezirk Halle handelt mit etwa 38.000 Einwohnern, mit Ingenieurschule, viel Maschinenbau und, ja, einem Schloß aus dem 16. und 17.Jahrhundert. Über Bach finden wir dabei nichts, und dabei ist der Hinweis auf Köthen nicht nur musikgeschichtlich, sondern auch lebensgeschichtlich von höchster Bedeutung: Der Bach-Biograph Klaus Eidam hat dieser Zeit in Bachs Leben denn auch mehr als ein Kapitel gewidmet. Was sonst bei oberflächlichen Autoren kaum etwas bedeutet, wird hier nach gründlichem Quellenstudium wirklich präsent.

Wir Heutigen wissen ja kaum noch, was es bedeutet hat, Untertan einer Obrigkeit zu sein, die mit aller fürstlichen Herrschaftsmacht ausgestattet war und einen Komponisten wie Bach als bloßen Lakaien behandelte. Bach geriet als Hofmusiker nämlich in einen Erbfolgestreit zwischen dem damaligen Herzog von Weimar und dessen Neffen in Köthen hinein. Für einen Lakaien gab es keine Bürgerrechte, von Menschenrechten ganz zu schweigen. Wenn der Herzog von Weimar seinen untertänigsten Hofmusikern befahl, sie dürften nicht mehr bei dem verhaßten Neffen im roten Schloß von Köthen spielen, dann erwartete er natürlich absoluten Gehorsam. Schließlich konnte der Herzog von Weimar bei jedem Flüchtling, der seinen Herrschaftsbereich ohne seine Erlaubnis verlassen hatte, von anderen Herzögen die Auslieferung verlangen. Und als Bach das Verbot seines Fürsten mißachtete, in Köthen zu spielen, strich sein Herzog ihm sogleich das Notenpapier, was auf ein Berufsverbot als Komponist hinauslief. Schließlich war der Fürst von Weimar bibelfest und fromm genug, sich auf ein Bibelzitat zu berufen, das da hieß: "Wer nicht für mich ist, ist gegen mich." Daß Bach in seinem stetigen Kampf um sein Werk für mehrere Wochen bei diesem Herzog ins Gefängnis gesteckt wurde, steht zwar in einigen Monographien, aber daß er, um nach Köthen zu kommen, unter der Zurücklassung seiner gesamten Habe unter die Obhut des Köthen-Anhaltinischen musikbegeisterten Fürsten flüchten mußte, wird zumeist unterschlagen. Dabei hatte der Herzog von Weimar sich nicht nur geweigert, dem Bach eine Entlassungsurkunde zu genehmigen, sondern auch nach seiner Flucht nach Köthen den Namen Bach aus allen seinen Chroniken und Annalen streichen lassen, als hätte es ihn im Herzogtum Weimar nie gegeben. Bach war es froh, in Köthen nicht mehr Kirchenmusik, sondern endlich sogenannte weltliche Musik komponieren zu dürfen. Doch währte dieses Glück auch nicht lange, denn erstens stirbt in dieser Zeit seine geliebte erste Frau Maria Barbara, und zweitens gerät er, als er endlich im bürgerlichen Leipzig eine Anstellung bekommt bei den Pfeffersäcken, vom Regen in die Traufe.

Wir sind froh und dankbar dafür, daß wir das Ehepaar Anna und Andreas Skouras für diese Auftaktveranstaltung 2013 gewinnen konnten. Sie sind, wie Sie sicher bald sehen können, etwa in dem Alter, in dem Johann Sebastian Bach selbst in Köthen gewesen ist.

Die Violinistin Anna Skouras hat von Bach nicht nur Konzerte für Violine und Orchester, sondern bereits sämtliche Sonaten Partiten für Violine solo gespielt. Sie war Mitglied des georgischen staatlichen Kammerorchesters und nahm an Meisterklassen bedeutender Geiger wie Ivry Gitlis und Robert Rozek teil. An der Hochschule für Musik und Theater München schloß sie 2005 mit dem Meisterklassediplom ab.

Über die Vielseitigkeit des Pianisten und Cembalisten Andreas Skouras ließe sich allein im Zusammenhang mit Bach vieles sagen. Ich muß mich darauf beschränken zu erwähnen, daß sein Bach-Repertoire vollständig das Wohltemperierte Klavier und Die Kunst der Fuge umfaßt, wage aber noch den Hinweis auf einen anderen Schwerpunkt, den in seiner Arbeit die Werke griechischer Komponisten bilden. Als einer der wenigen Cembalisten überhaupt spielt er Iannis Xenakis' "Khouai", eines der schwersten Stücke der Cembaloliteratur.

Zurück zu Bach. Wir haben in unserer Einladung bedeutende Worte von Beethoven und Goethe über Bach zitiert. Was Sie vielleicht verblüffen wird, ist, daß auch der marxistische Philosoph Ernst Bloch, der auch begeisterter Pianist gewesen sein soll, im Zusammehhang mit dem, was er die deutsche Misere nannte, über Bach drucken ließ. In seinem Buch »Die Philosophie der Musik« schreibt er: "Es ist bei Bach das geistlich christliche Ich, das durch die sich nähere, subjektivere, protestantische Gesinnung erreichbare Ich der Güte oder des gelösten Adams ... Es ist das von innen her erleuchtete Gehäuse des christlichen Tunwollens, in dem Sinn, daß die Bachsche Musik das Ringen um das Heil der Seele zum Ausdruck hat, die Stufe der Liebe und der Hoffnung...''


Veranstaltung "b-a-c-h" 31.1.2013 - Anna und Andreas Skouras    Veranstaltung "b-a-c-h" 31.1.2013 - Anna und Andreas Skouras

Veranstaltung "b-a-c-h" 31.1.2013 - Anna und Andreas Skouras    Veranstaltung "b-a-c-h" 31.1.2013 - Anna und Andreas Skouras
Fotos: © Peter Worm

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