Gerlinde Teicher-Losert
Kunstausstellung »Notunterkunft«
Gerlinde Teicher-Losert, geb. 1939 in Troppau, war Tänzerin und Schauspielerin, bevor sie sich nach sechs Studienjahren an der Münchner Kunstakademie ganz der Malerei zuwandte. Das Gefühl für Rhythmus und Gebärde ist ihr als Malerin geblieben. Seit ihrem zwölfteiligen Jahreszyklus »Der Weg nach Weingarten«, der ihr 1978 den Lovis-Corinth-Förderpreis der Künstlergilde eintrug, ist ihr Weg durch zwei Entwicklungsschritte gekennzeichnet: in der Farbe und in der Abstraktion.
Schon in der Ausstellung von 1991 im Kulturzentrum der Aktion Lebensqualität fielen zwei Werke in dieser Richtung besonders auf: das großformatige Bild »Der Wächter« und der farbsichere Zyklus »Aufbruch ins Rot«. Die Steigerung der Intensität setzt sich nun fort in dem Zyklus »Stürmische Tage« (1993), dem Zyklus »Horizonte« (1994) sowie dem 1989 begonnenen, aber erst 1994 vollendeten großformatigen Bild »Caput mortuum über sich veränderndem Gelb«, das mit der Farbe der Alchimisten (Englisch-Rot mit Braun) das Tabu beschwört und die Fortsetzung von »Der Wächter« (1990) zu sein scheint.
Malende Frauen haben, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auch in der modernen Kunst wenig Eigenständiges schaffen können. Gerlinde Teicher-Losert ist eine solche Ausnahme. Man hat sie mit Jawlensky verglichen, mit dem sie Farbigkeit und visionären Blick verbinden. Aber Schiele, Beckmann, Grieshaber, van Gogh und Paula Modersohn-Becker bieten sich durch ihre innere Verwandtschaft ebenso zum Vergleich an.
Ihre starken Farben finden sich in der Welt der Mineralien: Smaragd, Turmalin, Karneol, Tigerauge, Festungsachat. Sie sind die seelische Kraft, aus der sie schöpft. Wie bei E.W. Nay liegt in der Leuchtkraft ihrer Farben bereits eine symbolische Bedeutung. Die Farbe ist autonom geworden.
Dabei ist sie ganz "unterwegs in der Zeit". Innen- und Außenräume durchdringen einander und setzen dem Zeitgeist ein Problembewußtsein entgegen, das sich zuweilen menetekelhaft äußert. Was ihre Bilder erzählen, geht unter die Haut.
Auch in dem Titelbild dieser Ausstellung verdichtet sich malerisch die Beschwörung einer existentiellen Situation, die sich zwangsläufig aus dem Frevel an der Schöpfung ergibt. »Notunterkunft«, das ist der Alptraum des Herrenmenschen nach seiner Niederlage, in die er blindlings gerannt ist. Nach welcher Lesart man dieses programmatische Bild von 1993 auch interpretiert, es wirkt warnend und bedrohlich.
Hans Werner Saß
15.1.1995
Künstlergespräch 1995
1991 Kunstausstellung
Gerlinde Teicher-Losert
Wer Gerlinde Teicher-Loserts zwölfteiligen Pastellbilder-Zyklus »Der Weg nach Weingarten« kennt, der ihr 1978 den Lovis-Corinth-Preis eintrug, der wird sich in die Motive ihrer neuen Bilder aus den letzten Jahren erst einsehen müssen.
Fernab vom Kunstbetrieb und geschützt vor einer marktwirtschaftlichen Öffentlichkeit ist hier ein Werk entstanden, das ebenso persönlich wie gegen den Frevel gerichtet ist. Man muß in der Kunstgeschichte schon weit zurückgehen (etwa bis zur altägyptischen Malerei in Theben oder wenigstens bis zur pompejanischen Wandmalerei), um das Neue zu verstehen, das hier mit magischer Kraft in das geistig-seelische Vakuum unserer Zeit einbricht.
»Gespräch über die Erneuerung des Mondes« heißt ein Bild, und der Titel klingt wie ein Programm. Hintergründig, poetisch, visionär und dramatisch sind auch die anderen Bilder, heißen sie nun »Mutter und Kind«, »Liebeserklärung an eine Blume«, »Aufbruch ins Rot« (ein Zyklus von 7 Bildern) oder »Der Wächter«.
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