GERD-PETER EIGNER / »Lichterfahrt mit Gesualdo«
Bis zur Selbstauslöschung
Viel passiert eigentlich - zumindest für den oberflächlichen Leser - nicht in Gerd-Peter Eigners neuem Roman »Lichterfahrt mit Gesualdo«: Zwei Männer fahren auf nächtlicher Autobahn von Paris nach Münster, auf dem Notsitz ein zweijähriges Kind, das den ganzen Roman über schläft. Die beiden Männer, Redderich und der ehemalige Orchestergeiger Beck, unterhalten sich die ganze Fahrt über. Besser: Beck erzählt.
So die äußere Handlung des Romans, die sich von den früheren Werken Eigners (»Golli«, »Brandig«, »Mitten entzwei«) in seiner Grundstruktur und, ja, Einfachheit unterscheidet. Keine verschlungenen Motivstränge, keine vertrackt verschachtelten Ebenen. Tatsächlich? Der Text hat eine gewisse Leichtigkeit, aber auch Intensität, und begibt man sich nur tief genug in ihn hinein, hört man das Rumpeln des Dieselmotors und riecht förmlich, wann die Windeln des Kindes gewechselt werden müssen. Aber da haben wir sie auch schon, die verschiedenen Klangfarben des Textes, geführt wie die Stimmen eines Madrigals; die unaufhörliche Fortbewegung als Kontinuum, Becks Erzählung als treibende Melodie, Redderichs Gedanken und spärliche Einwürfe als zweite Stimme, die sich hin und wieder verliert, nie aber abhanden kommt.
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