Der Zeitgenosse - Geschichte

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Buchcover: Richard Drews und Alfred Kantorowicz »Verboten und verbrannt«
Heinz Ullstein - Helmut Kindler Verlag, Berlin - München 1947



Zum 75. Jahrestag der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933
erinnern wir an Autorinnen und Autoren, deren Bücher damals
auf den Scheiterhaufen geworfen wurden:

Alfred Adler (1870-1937)
Ernst Barlach (1870-1938)
Walter Benjamin (1892-1940)
Ernst Blass (1890-1939)
Ernst Bloch (1885-1977)
Willi Bredel (1901-1964)
Bertolt Brecht (1898-1956)
Hermann Broch (1886-1951)
Max Brod (1884-1968)
Alfred Döblin (1878-1957)
Albert Ehrenstein (1886-1950)
Werner Finck (1902-1978)
Bruno Frank (1887-1945)
Leonhard Frank (1882-1961)
Ernst Glaeser (1902-1963)
Oskar Maria Graf (1894-1967)
Stefan Grossmann (1875-1935)
Karl Grünberg (1891-1971)
Martin Gumpert (1897-1955)
Jakob Haringer (1898-1948)
Walter Hasenclever (1890-1940)
Max Herrmann-Neiße (1886-1941)
Stephan Hermlin (1915-1997)
Franz Hessel (1880-1941)
Kurt Hiller (1885-1972)
Jakob van Hoddis (1887-1942)
Ödon von Horvath (1901-1938)
Peter Huchel (1903-1981)
Richard Huelsenbeck (1892-1974)
Franz Kafka (1883-1924)
Georg Kaiser (1878-1945)
Erich Kästner (1899-1974)
Hermann Kasack (1896-1966)
Gina Kaus (1894-1985)
Friedhelm Kemp (geb.1914)
Hermann Kesten (1900-1996)
Irmgard Keun (1910-1982)
Egon Erwin Kisch (1885-1948)
Klabund (1890-1928)
Kurt Kläber (1897-1959)
Arthur Koestler (1905-1983)
Annette Kolb (1870-1967)
Walter Kolbenhoff (1908-1993)
Karl Kraus (1874-1936)
Else Lasker-Schüler (1876-1945)
Elisabeth Langgässer (1899-1950)
Rudolf Leonhard (1889-1953)
Heinrich Mann (1871-1950)
Thomas Mann (1875-1955)
Walter Mehring (1896-1981)
Ludwig Meidner (1884-1966)
Erich Mühsam (1878-1934)
Rudolf Olden (1885-1940)
Carl von Ossietzky (1889-1938)
Ernst Penzoldt (1892-1955)
Theodor Plievier (1892-1955)
Erik Reger (1893-1954)
Wilhelm Reich (1897-1957)
Ludwig Renn (1889-1979)
Erich Maria Remarque (1898-1970)
Reinhold Schneider (1903-1958)
Arthur Schnitzler (1862-1931)
Anna Seghers (1900-1983)
Hilde Spiel (1911-1990)
Peter Suhrkamp (1891-1959)
Ernst Toller (1893-1939)
Ludwig Turek (1898-1975)
Kurt Tucholsky (1890-1935)
Bodo Uhse (1904-1963)
Fritz von Unruh (1893-1986)
Berthold Viertel (1885-1953)
Armin T.Wegner (1886-1978)
Günther Weisenborn (1902-1969)
F.C.Weiskopf (1900-1955)
Ernst Weiss (1884-1940)
Franz Werfel (1890-1945)
Alfred Wolfenstein (1883-1945)
Theodor Wolff (1868-1943)
Paul Zech (1881-1946)
Hedda Zinner (1905-1994)
Carl Zuckmayer (1896-1977)
Arnold Zweig (1887-1968)
Stefan Zweig (1881-1942)


ZITATE:


Rudolf Leonhard:
Der Jüngling dachte: Ich möchte lieber schlecht sein als nichts sein; ich möchte lieber ein großer Verbrecher als klein sein!" Aber da er es dachte, füllte schon Röte langsam seine Stirn. "Nein", verbesserte er sich heftig und erzürnt, "es ist das schwerste, gut zu sein, und ist das größte. Und wenn ich diese schwerste, diese mächtigste Größe, die der Güte, nicht erreiche, möchte ich lieber nicht sein - lieber klein sein, das heißt doch nur unbemerkt, als schlecht." Er seufzte; und er wußte nicht, daß er eben schon groß war.


Karl Kraus:
Ich habe mich viel und eingehend mit der Menschenwürde beschäftigt, habe in meinem Laboratorium die verschiedensten Untersuchungen darüber angestellt und muß bekennen, daß die Versuche in den meisten Fällen schon wegen der Schwierigkeit der Beschaffung des Materials kläglich verlaufen sind. Die Menschenwürde hat die Eigentümlichkeit, immer dort zu fehlen, wo man sie vermutet, und immer dort zu scheinen, wo sie nicht ist. Die Fähigkeit gewisser Tiere, die Gestalt lebloser Körper und Pflanzen anzunehmen, die man Mimikry nennt, und durch die die Natur sie in den Stand gesetzt hat, ihre Verfolger zum Narren zu halten, tritt beim Menschen als die sogenannte Würde in Erscheinung. Der Mensch zieht ein Kleid an und stellt sich in Positur.


Heinrich Mann:
Demokratie ist im Grunde die Anerkennung, daß wir, sozial genommen, alle füreinander verantwortlich sind. Keiner hat einzeln volle Geltung oder auch nur wirkliches Leben. Was wir sind und vollbringen, ist bedingt durch alle, und alle helfen uns. Die Gesellschaft hilft jedem von uns, seinen Besitz zu erwerben. So reich er auch sei, er konnte es ohne uns alle nicht werden. Sogar die persönlichste aller Arbeiten, der Gedanke, wird hervorgebracht im Denker durch die ganze mitlebende Welt.


Erich Mühsam:
Ich sage nicht, du darfst nicht hassen,
noch sag' ich, daß du hassen mußt:
Der Herzschlag in bewegter Brust
läßt sich nicht in Gebote fassen.
Auch Liebe horcht nicht auf Befehle,
du liebst: Verstündest du mich denn,
wenn ich der Liebe Namen nenn',
ein fremdes Wort in deiner Seele?
Ich weiß dich lieben. Meine Stimme
braucht dir nicht sänftigend zu sein.
Du brauchst Erbarmen und Verzeihn
und suchst im Guten nicht das Schlimme.
Doch fälsch die Liebe nicht zur Schwäche!
Dem Argen stelle dich nicht blind,
Wo Niedertracht und Lüge sind,
da ficht', da rotte aus, da räche!
Nicht will ich dich zum Hasse machen
und sprech' auch nicht: Hab keinen Haß!
Doch will ich dir ohn' Unterlaß
der Leidenschaften Glut entfachen.
Nicht alles Heil entströmt der Milde.
Die Liebe ist ein reich'rer Born:
Verschmähe nicht ihr Salz, den Zorn!
Stark forme deine Welt zum Bilde!

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