Prof. Jan Knopf


Do. 25. Juli 1996
20.00 Uhr
Prof. Jan Knopf
»Es« oder Die Sprache als Erzähler
Zur Ironie bei Thomas Mann
Vortrag mit Diskussion

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Nachdenkliches und Heiteres über den Altmeister der Ironie, seine Erzählkunst und die Hintergründigkeit seiner Sprache.

Jan Knopf bei seinem Brechtvortrag
Jan Knopf bei seinem Brechtvortrag

Thomas Mann

Thomas Mann (1875-1955) gilt immer noch – Stadtbüchereien und Berichten aus dem lesenden Ausland zufolge - als der meistgelesene deutschsprachige Schriftsteller unserer Zeit. Der Literatur-Nobelpreisträger von 1929 verdankt seinen Ruhm vor allem jener heiteren Gelassenheit, mit der er die Chronik der untergehenden bürgerlichen Gesellschaft schreibt.

Die unnachahmliche Ironie, mit der Thomas Mann seine Zeitkritik formuliert, bildet das Zentrum seines Sprachverständnisses. Man hat ihn einen "Zauberer" genannt, weil bei ihm die Sprache in kunstvoll geschachtelten, wohlklingenden und gedankenklaren Satzgefügen komplizierteste Gedanken ausdrücken kann, ohne prätentiös zu wirken. Tatsächlich ist sein Stil, obwohl immer gediegene Prosa, reinste Poesie.

Kaum ein anderer Schriftsteller unserer Zeit hat es geschafft, mit einem solchen Reichtum an Figuren zu bezaubern. Der Schriftsteller Gustav von Aschenbach, der Komponist Adrian Leverkühn, die zarte-zerbrechliche Kindfrau Gabriele Klöterjahn, Felix Krull, der Hochstapler, und Tonio Kröger, der Ästhet - sie alle werden wie Gregorius, der christianisierte Ödipus des letzten abgeschlossenen Romans »Der Erwählte« (1951) zu poetischen Figuren eines ironischen Weltverständnisses.

Gerade »Der Erwählte«, bei dem Thomas Mann bei aller Leichtigkeit des Erzähltons sprachlich bis an die äußerste Grenze gegangen ist, kann die Modernität dieses Autors belegen. Er steht deshalb auch im Mittelpunkt unseres Vortrags über die Sprache als Erzähler.

Jan Knopf, Jg. 1944 und Literaturwissenschaftler in Karlsruhe, kehrt zu einem seiner Lieblingsautoren zurück und befragt ihn, den Meister der Ironie, wie die Sprache zum Erzähler werden kann, wenn man ihrer Grammatik folgt. Thomas Mann, sagt Knopf, habe mit seinem Werk auf diese Frage eine beunruhigende und bisher nicht wahrgenommene Antwort gegeben, die von geradezu bestürzender Aktualität sei. Sie habe etwas mit der Barbarei zu tun und der Frage, wie weit wir es mit ihr gebracht haben.
H. W. S.


Do. 24. März 1995
20.00 Uhr
Prof. Jan Knopf
Lob der menschlichen Sexualität
Brechts Gedichte über die Liebe
Vortrag mit Diskussion

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Der Brecht-Forscher Prof. Jan Knopf aus Karlsruhe spricht über die Liebesgedichte von Brecht und läßt sich dabei auf die hintergründige Frage ein, ob Brecht ein "Macho" gewesen sei.


Buchcover Jan Knopf »Gelegentlich Poesie. ein Essay über die Lyrik Bertolt Brechts«

"Schreiben Sie, daß ich unbequem war und es auch nach meinem Tod zu bleiben gedenke. Es gibt auch dann noch gewisse Möglichkeiten." (Brecht)

Einerseits formiert sich mehr als dreißig Jahre nach seinem Tode die Anti-Brecht-Kritik in dickleibigen Wälzern, so daß der Tages-Anzeiger in Zürich bereits warnend vom "Übervatermord" spricht - andererseits veranstaltet seine Heimatstadt Augsburg, die zu seinen Lebzeiten nichts von ihm wissen wollte, drei Jahre vor seinem 100. Geburtstag ein pompöses Brecht-Festival.

Wie das? Hat die Publikation von Brechts »Gedichte über die Liebe« (1982) den Dichter als einen "Macho" entlarvt, der nun endlich gepackt und vorgeführt werden kann? Oder ist seine "anstößliche Offenheit" dem Establishment nun gerade erst richtig recht, nachdem der Bedarf an Pornographie die Medien so richtig in Wallung gebracht hat?

Jan Knopf thematisiert, über den Anlaß hinaus, den Umgang mit Liebesgedichten im allgemeinen und den Brechtschen Aufklärungsversen im besonderen, indem er die Fragestellung erweitert: Brecht als Kritiker der Sexualmoral.


Do. 18. November 1993
20.00 Uhr
Prof. Jan Knopf
Mitherausgeber der Brecht-Werkausgabe
Neues über Brecht
Vortrag mit Diskussion

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Ein literarischer Vortrag des Brecht-Herausgebers Prof. Jan Knopf, Karlsruhe, der mit einigen Überraschungen zu Brechts Lyrik aufwarten kann.


Bertolt Brecht, Foto: Konrad Reßler
Foto: Konrad Reßler

Der große "b. b." (1898-1956) hat schon zu Lebzeiten Kontroversen ausgelöst wie kaum ein zweiter Dichter des zwanzigsten Jahrhunderts.

Anläßlich der Neuerscheinung von Brechts sämtlichen Gedichten in 5 Bänden (innerhalb der 30-bändigen kommentierten Werkausgabe) gibt es tatsächlich überraschend Neues über die Brecht-Werkstatt für Lyrik zu berichten.

- z. B. die wechselvolle Geschichte der berühmten Brecht' schen »Hauspostille« zwischen 1921 und 1956

- z. B. wie Brecht mit seinem berühmten Liebesgedicht »Die Liebenden« die literarische Welt hinters Licht geführt hat

- z. B. Brecht und der 17. Juni 1953, oder wie man in der DDR den Faschismus verdrängte.

Jan Knopf, Prof. der Literaturwissenschaft, Leiter der "Arbeitsstelle Bertolt Brecht", Mitherausgeber der Großen Brecht-Werkausgabe und Autor zahlreicher Bücher nicht nur über Brecht, weiß viele Geschichten über Geschichte zu erzählen.

Nach der Lesung aus der »Kriegsfibel«, dem Vortrag "Zeitgenosse Brecht" von Werner Mittenzwei und einigen anderen Brecht-Veranstaltungen setzen wir unsere Reihe zur Auseinandersetzung mit Brecht nun also mit einem weiteren interessanten Brecht-Abend fort.


Internet International Brecht Society (IBS, englisch)

Biographie über Bertolt Brecht bei LeMO (Lebendiges virtuelles Museum Online)

Linksammlung der Universitätsbibliothek FU Berlin


Biographie

Jan Knopf, Jahrgang 1944, Professor der Literaturwissenschaft an der Universität Karlsruhe, Leiter der "Arbeitsstelle Bertolt Brecht", Literatur- und Theaterkritiker (u.a. für den "Spiegel", für "Theater heute"), Regisseur.

Verfasser bzw. Herausgeber von 18 selbständigen Büchern über Dürrenmatt, Brecht, Hebel, die Kalendergeschichte u.a. und von zahlreichen Aufsätzen und Artikeln, Mitherausgeber der »Großen kommentierten Berliner und Frankfurter Ausgabe« von Brechts Werken in 30 Bänden.


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