Walter van Rossum
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Do. 24. September 2009
20.00 Uhr |
Zur Kritik des deutschen Lügensystems
Walter van Rossum (Köln/Marokko) stellt vor
»Schwarzbuch Deutschland«
Das Handbuch der vermißten Informationen
Vortrag, Lesung und Diskussion
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Mitherausgeber Walter van Rossum stellt im Wahljahr 2009 einen Beitrag zur kritischen Gegenöffentlichkeit vor, der Informationen und Zusammenhänge zur Lage der Nation diskutiert, die von einer gleichgeschalteten Öffentlichkeit systematisch unterschlagen werden. Konformismus und Desinformation scheinen das Hauptmerkmal der Massenmedien geworden zu sein. Wer dagegen anschreibt, wie Walter van Rossum es tut, der wird nicht nur ausgegrenzt, sondern systematisch zu einer Mischung aus Taliban und Bolschewist erklärt. |
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Aus der Einführung von Mira Maase:
Einige von Ihnen werden sich sicher noch gern an unsere letzte Veranstaltung vom 18. Juni erinnern über den großen griechischen Komponisten und Dirigenten Mikis Theodorakis. Heute geht es anscheinend um etwas ganz anderes, aber wer aufgepaßt hat, wird gewisse Zusammenhänge erkennen können. »Schwarzbuch Deutschland«, das wir Ihnen heute vorstellen, könnte auch, wenn es diesen Titel nicht schon gäbe, »Schwarzbuch Kapitalismus« heißen. Denn was für Deutschland gilt, das gilt inzwischen für die ganze globalisierte westliche Welt.
Wer von uns weiß z.B. etwas davon, daß 1995 Verhandlungen zu einem multilateralen Abkommen über Investitionen, abgekürzt MAI, unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfanden, die z.B. eine Staatshaftung für alle Vermögensschäden von Investoren vorsahen, die aufgrund von Protesten und Unruhen entstehen und die Schadensersatzpflicht für Mindererlöse aufgrund nationaler Gesetze und Verordnungen vorsahen und damit die Souveränität von Nationalstaaten im Interesse von multinationalen Konzernen einschränken sollten. Als 1997 diese Verhandlungen durch eine Indiskretion bekannt wurden, wurden sie natürlich zunächst einmal ausgesetzt, gingen aber seitdem in die Regelwerke der großen Wirtschaftsgemeinschaften der Welt ein. Mit der gescheiterten EU-Verfassung hätten diese Regelungen in Europa Verfassungsrang bekommen.
Aber die elektronischen Medien, die überall auf der Welt mit ihren Fernsehkameras dabei sind, wenn Staatsmänner beiderlei Geschlechts sich demonstrativ die Hände schütteln müssen, informieren uns tatsächlich auch über Angelegenheiten, die wir wissen sollten, systematisch nicht. Daß auf dem S-Bahnhof München-Solln ein Mann von faschistischen Jugendlichen erschlagen und daraufhin zum Helden erklärt wurde, haben wir bis zum Überdruß erfahren müssen. Daß aber auf diesem S-Bahnhof Solln wie auf 20 anderen Münchner S-Bahnhöfen eine Notrufsäule seit 5 Jahren außer Betrieb war, also eine bloße Attrappe darstellte, das erfahren wir, wenn überhaupt, nur aus dem Internet.
Oder diese Meldung aus China: Der Topmanager einer Stahlfirma wurde, als er die Belegschaft informierte, daß 25 000 Arbeiter entlassen werden sollten, um die Fusion mit einem anderen Stahlwerk zu ermöglichen, von den aufgebrachten Arbeitern glatt erschlagen. Auch diese Meldung, obwohl von den Nachrichtenagenturen dpa und ap übermittelt, konnte man nur im Internet finden - wahrscheinlich hatte man Angst, daß dieses Beispiel Schule machen könnte.
Weitere Beispiele solcher Art finden sich in dem Buch, das Ihnen der Mitherausgeber Walter van Rossum jetzt vorstellen wird. Ohne ihm vorzugreifen, können wir schon jetzt von einer Kritik des Lügensystems unserer Medien sprechen. Auch hier ist nur daran zu erinnern, daß Walter van Rossum schon zweimal bei uns als ein kritischer und investigativer Berichterstatter aufgetreten ist - einmal mit seinem Buch über die unselige Sabine Christiansen, und das zweite Mal mit einem anderen Buch über die Tagesschau. Dies ist also die Fortsetzung seiner publizistischen Nachforschungen, mit denen immer wieder so etwas wie Gegenöffentlichkeit hergestellt wird.
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Do. 18. September 2008
20.00 Uhr |
Der Mann, nach dem wir unsere Uhr stellten
Walter van Rossum (Köln/Marokko)
stellt sein medienkritisches Buch
»Die Tagesshow« vor:
Wie man in 15 Minuten die Welt unbegreiflich macht
Autorenlesung mit Diskussion
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Die altehrwürdige Nachrichtensendung »Tagesschau« ist von Beginn an ein Markenzeichen für den sogenannten "seriösen" Nachrichtenjournalismus gewesen. Ältere Jahrgänge erinnern sich sicher noch an den Mr. Tagesschau, Karlheinz Köpcke, den die ebenfalls altehrwürdige Programmzeitschrift HÖRZU "den Mann" nannte, "nach dem wir unsere Uhr stellen". Noch heute gilt diese TV-Sendung als der "optimale Konsensverstärker", nach dem die deutsche Fernsehnation ihre abendlichen Rituale ausrichtet. Der Fernsehkritiker Walter van Rossum, der uns schon die TV-Sendung mit Sabine Christiansen vermieste, wagt sich mit seinem jüngsten Buch abermals an ein heißes Thema: Wie hast du es, deutsche Fernsehnation, mit der Droge Lüge, die als Nachrichtensendung verpackt nur Desinformation enthält? |
Fotos: © Peter Worm
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Aus der Einführung von Mira Maase:
Die Tagesschau ist eine Fernsehinstitution, mit der mehrere Generationen aufgewachsen sind. Als am ersten Weihnachtstag 1952 in Hamburg vom Nordwestdeutschen Rundfunk mit der ersten Sendung das sogenannte "Zeitalter des Fernsehens" begann, da waren erst 4000 Fernsehgeräte verkauft - das Stück für 1.150 DM - und nur wenige Bundesbürger haben es sich damals leisten können, das weihnachtliche Fernsehspiel "Stille Nacht, heilige Nacht" anzuschauen. Genau 1 Stunde und 58 Minuten soll diese erste öffentliche Fernsehübertragung gedauert haben, der dann am zweiten Weihnachtstag die erste Tagesschau folgen sollte mit Berichten über Eisenhowers Koreareise und das Fußball-Länderspiel Deutschland gegen Jugoslawien. Die Wetterkarte bildete damals schon den Ausklang.
Dreimal in der Woche stand damals die Tagesschau auf dem Programm. Sie war im Stil der alten UFA-Wochenschau und auch ihrer amerikanischen Version »Fox Tönende Wochenschau« nachempfunden, bekam aber durch ihre eindrucksvolle Fanfare mit der Abbildung der damals typischen Fernsehantennen und dem Tagesschausprecher Karl-Heinz Köpcke das Image einer seriösen Nachrichtensendung, die den Eindruck erweckte, daß hier die amtlichen Meldungen eines Staatsfernsehens verlesen wurden.Die Fernsehgeräte, Zuschauerzahlen und Einschaltquoten haben seit damals gewaltig zugenommen und zumindest die alte Adenauer-Bundesrepublik in eine Fernsehnation verwandelt.
Wenn wir heute mit Walter van Rossurn einen profunden Kritiker dieser Television-Institution zu Wort kommen lassen, so weist schon der Untertitel seines Buches »Die Tagesshow« darauf hin, wo diese Kritik ansetzt. »Wie man in 15 Minuten die Welt unbegreiflich macht« ist eine Formulierung, die tatsächlich auf den Punkt bringt, wie hier gezielte Desinformation betrieben wird, die das Denken von Millionen Fernsehzuschauern systematisch vernebelt. Wir freuen uns, lieber Walter van Rossurn, daß Sie heute wieder bei uns sind, um Ihr zweites Buch zum Medium Fernsehen vorzustellen und uns dabei Augen und Ohren zu öffnen für die Droge Lüge, die unser Denken vergiftet.
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Do. 27. Oktober 2005
20.00 Uhr |
Walter van Rossum
Meine Sonntage mit "Sabine Christiansen"
Wie das Palaver uns regiert
Lesung und Autorengespräch
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Der Name Sabine Christiansen steht heute stellvertretend für alle Talkshows, in denen die Rituale der Politik herrschen. Dieser Markenname verbindet Kapitalismus und "politische Klasse" zum Medienfaschismus. Der Essayist und Kulturkritiker Walter van Rossum hat sich lange genug mit dem Fernseh-Palaver beschäftigt, um aus dem immer gleichbleibenden "sound" die dogmatische Botschaft herauszuarbeiten: "Wir können uns diesen 'Wohlfahrtsstaat' nicht mehr leisten." Mit seiner Studie fragt er nun zurück: "Können wir uns diese Wirtschaft noch leisten?" |
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Foto: © Peter Worm
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Biographie |
Walter van Rossum,
Jg. 1954, lebt in Köln und Marokko.
Studium der Romanistik, Philosophie und Geschichte in Köln und Paris. Promotion 1989.
Seit 1981 freier Autor für den WDR, Deutschlandfunk, Die Zeit, FAZ und Freitag. Für den WDR moderierte er unter anderem die "Funkhausgespräche".
1988 erhielt er den Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik.
Buchveröffentlichungen u.a.:
»Sich verschreiben. Jean Paul Sartre. 1939 - 1953«
Frankfurt a.M. 1990
»Simone de Beauvoir & Jean-Paul Sartre. Die Kunst der Nähe« Berlin 1998
»Meine Sonntage mit "Sabine Christiansen"« Köln 2004
»Die Tagesshow. Wie man in 15 Minuten die Welt unbegreiflich macht« Köln 2007
»Schwarzbuch Deutschland«, Gabriele Gillen/Walter van Rossum (Hg.), Reinbek 2009
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