Helga Berger


Do. 15. November 1990
20.00 Uhr
"Wie uns Herr Kohl die DM geschenkt hat"
Vortrag mit Diskussion
Helga Berger aus Halle informiert über den Alltag in der DDR.
Gespächsleitung Hans Werner Saß

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Wenn Helga Berger (68), parteilos, aber schon länger ein politischer Mensch, an ihrem Wohnort Halle/Saale den Mund aufmacht, gibt es immer eine Diskussion. Die engagierte ehemalige Lehrerin ist auch heute für viele Jüngere ein Vorbild. Mit ihrer zupackenden, beherzten Art, in der sie gegen das Mitläufertum eintritt, ist sie typisch für jenen Teil des Volkes, dem es um Gerechtigkeit geht.

Kohl hat den Menschen in der DDR Wohlstand und Überfluß versprochen.

Aber Tausende von Kleinbetrieben sind in Konkurs gegangen. Die großen Kombinate, die eine Konkurrenz für westdeutsche Konzerne gewesen wären, wurden zerschlagen. Die Arbeitslosigkeit steigt. Korruption, Kriminalität und faschistische Gewaltakte nehmen zu.

Die Rechtlosigkeit der ehemaligen DDR-Bürger zeigt sich in den Mietverhältnissen, den steigenden Lebensmittelpreisen, den reduzierten Renten, den neuen Arbeitsverträgen. Es gibt bald nur noch Westgeschäfte.

Geht uns das etwas an? Auch wir wurden ja nicht gefragt, ob wir diesen Anschluß der DDR an die Bundesrepublik Deutschland überhaupt wollten, den die Fernsehpolitiker aus dem Westen so selbstherrlich beschlossen haben.

Wer die Wahrheit nicht sehen will, der möge weiter wegschauen. Wir haben die Wiedervereinigung nicht gewollt.

Eine geistige Erneuerung ist im Gange. Umdenken ist die Antwort auf neue Herrschaft in der alten DDR.

Bürgerinitiativen werden gegründet; Frauen schließen sich zusammen. Ist die Ohnmacht, die in der Wahl von Biedenkopf und Stolpe liegt, tatsächlich schon am Ende?

Wie soll es weitergehen mit uns und dem anderen Teil Deutschlands? Was kommt nach dem Wahltermin am 2. Dezember auf uns zu?


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