Irma Gabel-Thälmann


Do. 6. Juli 1995
20.00 Uhr
Irma Gabel-Thälmann
"MEIN VATER HAT MICH
ZUR STANDHAFTIGKEIT ERZOGEN"

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Irma Thälmann
Foto: Irma Thälmann
rororo-monographie
»Thälmann«
von Hannes Heer
Buchcover Irma Thälmann »Erinnerungen an meinen Vater«
Erschienen in "Der Kinderbuchverlag",
Berlin-DDR, 1954
Die Zeitzeugin Irma Gabel-Thälmann, geboren am 6. November 1919, erzählt ihre Erinnerungen an ihren Vater, den Arbeiterführer Ernst Thälmann (1886-1944), der vor
50 Jahren von den Nazis im KZ Buchenwald ermordet wurde.
Irma Gabel-Thälmann im Kulturzentrum
Foto: © Hans-Peter Mundt
Großer Zuschauerandrang bei Irma-Gabel-Thälmanns Vortrag
Foto: © Hans-Peter Mundt

Ernst Thälmann
Foto: Ernst Thälmann
rororo-monographie
»Thälmann«
von Hannes Heer

Den Vater liquidierten die Nazis vor 50 Jahren, als sie den Krieg verloren hatten, durch Genickschuß. Seine Tochter Irma überlebte das KZ Ravensbrück, in das sie nach der Ermordung Thälmanns 1944 mit dem Vermerk "Rückkehr unerwünscht!" wie ihre Mutter Rosa eingeliefert worden war, nur nach bestialischer Mißhandlung.

Als 14 jähriges Schulmädchen hatte sie sich schon 1933 nach Machtantritt der Nazis öffentlich geweigert, allmorgendlich die Hakenkreuzfahne zu grüßen. Frühzeitig lernte sie, sich ihrer Haut zu wehren. Vom Vater zur Standhaftigkeit erzogen, leistete sie im Dritten Reich aktiven Widerstand.

"Irma, vergiß nie, daß alle Kinder der Welt gleich sind, auch wenn sie eine andere Haut haben als wir!", hatte er ihr eingeschärft. In ihren Erinnerungen lernen wir einen Thälmann kennen, wie unsere Schulbücher ihn nicht verzeichnen.

"Vater hat immer Leben ins Haus gebracht", sagt sie und macht den Thälmann lebendig, der der prominenteste Hitlergegner seiner Zeit war.

Nebenbei zeichnet sie ihre eigene Biographie nach - ein Frauenschicksal im Jahrhundert des Faschismus.
H. W. S.


Meldung von
www.frauennews.de
09. Januar 2001: Irma Gabel-Thälmann in Berlin beigesetzt
Irma Gabel-Thälmann, die Tochter von Ernst Thälmann (von den Nazis ermordeter kommunistischer Parteiführer) ist am 09. Januar 2001 auf dem Zentralfriedhof Berlin- Friedrichsfelde beigesetzt worden. Sie war bereits am 10. Dezember 2000 im Alter von 81 Jahren gestorben. Irma Gabel-Thälmann war in der DDR eine bekannte Persönlichkeit. Die Tochter des 1944 im KZ Buchenwald erschossenen Kommunisten war zu DDR-Zeiten oft Gast bei SchülerInnen, um über das Leben ihres Vaters zu berichten. In einem von ihr verfassten Kinderbuch erzählte sie über ihre Kindheit und das Leben mit dem Vater Ernst Thälmann, genannt "Teddy".

Biographie
Ernst Thälmann
Foto: IML

Ernst Thälmann (* 16. April 1886; † 18. August 1944)

war ein Hamburger Arbeiter und Politiker der Kommunistischen Partei Deutschlands KPD.

Eltern

Der Vater Johann, genannt Jan, stammte aus Weddern in Holstein und arbeitete dort als Knecht. Die Mutter wurde als Tochter eines Zimmermanns aus Kirchwerder in den Vierlanden geboren. Sie heirateten in Hamburg, und Ernsts Vater verdingte sich als Speditionskutscher. Die Eltern waren parteipolitisch nicht organisiert; im Unterschied zum Vater war die Mutter tief religiös. Nach Ernsts Geburt übernahmen die Eltern eine Kellerwirtschaft in der Nähe des Hamburger Hafens. Als Fleegenwirt geschah es, daß die Eltern wegen Verkauf von Diebesgut bzw. Inzahlungnehmen von entwendeten Gegenständen vom Hamburger Landgericht zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt wurden. Diese Begebenheit gewinnt an Bedeutung, da aus dieser Tatsache 36 Jahre später versucht wurde, die inzwischen prominente Persönlichkeit Ernst Thälmann in Mißkredit zu bringen. Eine Unterschlagungsaffäre in Kreisen der KPD wurde im Wahlkampf ausgeschlachtet (siehe Wittorf-Affäre). Im Zuge dieses Wahlkampfes kam es den politischen Gegnern natürlich gelegen, daß schon der Vater ein "Zuchthäusler" gewesen sei.

Jugend

Ernst und seine jüngere Schwester Frieda wurden 1892 für 14 Monate getrennt bei anderen Familien untergebracht, seine Eltern wurden 1893 vorzeitig aus der Haft entlassen. In der Folge verkaufte die Mutter Gemüse auf dem Markt, Mitte der neunziger Jahre bauten sie sich mühsam ein kleines Gemüse-, Steinkohlen- und Fuhrwerksgeschäft auf.

Berufstätigkeit

Nach Schulentlassung aus der Klasse für besonders begabte Volkschüler und Konfirmation hätte Ernst gern einen Beruf erlernt, aber der Vater bestimmte, daß er weiter im elterlichen Kleinbetrieb mitarbeiten müsse. Bald entschied er jedoch, sich wie alle anderen Jungs seines Viertels als Hafenarbeiter zu verdingen.

So arbeitete Thälmann seit 1903 als Hafenarbeiter und wurde gleichzeitig Mitglied des Zentralverbands der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter Deutschlands und der SPD. Sein Wehrdienst endete mit einer vorzeitigen Entlassung, da er in seiner Einheit bereits als politischer Agitator galt.

In den Jahren bis zum 1. Weltkrieg entwickelte sich Thälmann als konsequenter Streiter für die Interessen der Hamburger Hafenarbeiter.

Kurz vor seiner Einberufung zum Kriegsdienst heiratete er 1915 Rosa Koch. Aus dieser Ehe ging die Tochter Irma Thälmann (später Irma Gabel-Thälmann) (* 6. November 1919; † 10. Dezember 2000) hervor.

Politische Karriere

Nach einem Heimaturlaub 1918 kehrte Thälmann nicht mehr zur Truppe zurück und beteiligte sich am Aufbau des Hamburger Arbeiter- und Soldatenrates.
Seit 1919 war er Vorsitzender der USPD in Hamburg und Mitglied der Hamburger Bürgerschaft.
1920 trat er der KPD bei.

Teilnehmer und Organisator des Hamburger Aufstandes (23.10.1923).

Seit 1924 Reichstagsabgeordneter der KPD.

Seit Februar 1925 Vorsitzender des RFB; Vorsitzender der KPD.

1925 und 1932 kandidierte er für das Amt des Reichspräsidenten.

Häftling in Buchenwald.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde er am 3. März 1933 verhaftet und am 18. August 1944 auf Befehl Adolf Hitlers im KZ Buchenwald erschossen.Seine Leiche wird sofort im Krematorium verbrannt.
Wenige Wochen später behauptet die nationalsozialistische Propaganda, Thälmann wäre bei einem Bombenangriff am 24. August ums Leben gekommen.

Irma Thälmann: Erinnerungen an meinen Vater. Der Kinderbuchverlag, Berlin 1973

Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse", Defa Spielfilm 1953/54 (auf DVD erhältlich), Drehbuch: Willi Bredel, Regie: Kurt Maetzig

"Ernst Thälmann - Führer seiner Klasse", Defa Spielfilm 1954/55 (auf DVD erhältlich), Drehbuch: Willi Bredel, Michael Tschesno-Hell, Regie: Kurt Maetzig


Internet Gedenkstätte Ernst Thälmann - Hamburg

Biographie und Werke bei Wikipedia

Ausführliche Biographie bei LeMO (lebendiges virtuelles Museum Online)


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