Margarete Spitz


Do. 24. Juli 1997
20.00 Uhr
Margarete Spitz liest
»Felix Krull«
von Thomas Mann

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Thomas Mann, Foto: Conti-Press, Hamburg
Foto: Conti-Press, Hamburg
"Nicht totzukriegen!" Der Charme des Hochstaplers Felix Krull hat schon viele Leserinnen und Leser in seinen Bann geschlagen. Mit Margarete Spitz werden es noch ein paar mehr werden.


Margarete Spitz liest »Felix Krull«

Foto: © Peter Worm

Szenenfoto aus dem Film »Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull«, 1957 mit Horst Buchholz
Szenenfoto aus dem Film "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull", 1957 mit Horst Buchholz

Das literarische Programm unseres Kulturzentrums ist spannender als viele Medienereignisse. Es spannt sich von Brecht bis zum Nibelungenlied, von Eugen Oker bis Simone de Beauvoir, von Piwitt bis zu Barbara König. Unserer grandiosen Vorstellung des Romans WIR SIND GEFANGENE von 1927 zum 30. Todestag von Oskar Maria Graf folgen nun die BEKENNTNISSE DES HOCHSTAPLERS FELIX KRULL, aus der ironischen Feder von Thomas Mann, aus dem Jahre 1954.

Warum diese Sprünge, die man, wie alles, das aus Liebe geschieht, auch Luft- und Seitensprünge nennen könnte? Weil die Magie eines Buches, das jemand zum Leben zu erwecken versteht, voller Poesie ist. Die poetische Kraft dieses Schriftstellers Thomas Mann entzündet sich gerade an einer schrägen Figur wie dem Felix Krull so unwiderstehlich stark, daß selbst Moraltanten ein heimliches Kichern nicht unterdrücken können.

Thomas Mann (1875-1955) hat übrigens vierzig Jahre lang in München gelebt. Sein Krull wurde nach seinem Tod von einem noch jungen Horst Buchholz in einem miserablen Film herzerfrischend kongenial dargestellt.

Es ist uns eine Freude, die aus vielen Dichterlesungen in der Seidlvilla München als Rezitatorin bekannte Schauspielerin Margarete Spitz dafür gewonnen zu haben, auch einmal mit einer Lesung in die Hosenrolle des Felix Krull zu schlüpfen - wird doch der doppelte Schelm durch diese Verfremdung noch erkennbarer als in der bis jetzt noch unübertroffenen Darstellung des "Hotte" Buchholz 1956.
H.W.S.

Im Verlag des Zeitgenossen als Hörbuchcassette erschienen


Do. 23. Februar 1995
20.00 Uhr
Simone de Beauvoir
Der amerikanische Alptraum
Lesung: Luise Witte und Margarete Spitz

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Buchcover, Simone de Beauvoir »Amerika Tag und Nacht«
Die Schauspielerinnen Margarete Spitz und Luise Witte lesen Auszüge aus dem Reisetagebuch »Amerika Tag und Nacht« von Simone de Beauvoir.

Lesung: Luise Witte, Margarete Spitz
Musik: Jimmy Hendrix und Mary Lou Williams
Konzept: Hans Werner Saß


Margaret Spitz und Luise Witte
Foto: © Peter Worm

Simone de Beauvoir, Foto: Gisèle Freund
Foto: Gisèle Freund

"Jawohl, wir Amerikaner denken nicht!" belehrt die beliebte und erfolgreiche amerikanische Klatschkolumnistin Elsa Maxwell die verblüffte Simone de Beauvoir. "Denken ist Zeitverschwendung. Wir haben es auch nicht nötig, zu denken; denn wir haben Instinkt."

Man schreibt das Jahr 1947, und die Beauvoir ist voller Bewunderung für die Sieger des Zweiten Weltkriegs und die Befreier Frankreichs in die USA gereist, um sich aus eigener Anschauung ein Bild vom Land der Freiheitsstatue, der Mickymouse und der Talkshows zu machen.

Vier Monate lang rückt sie dem Mythos Amerika zu Leibe und schreibt ihre Eindrücke auf. Das Tagebuch der Beauvoir ist voller kritischer Impressionen über die damals noch fremde amerikanische Lebensweise, die inzwischen über uns alle hereingebrochen ist.

Wo das Denken tabu ist, da verläuft das Leben wie auf der Kino-Leinwand, wenn der Ton ausgefallen ist; das Land, das der Welt die Jeans beschert hat, das TV und das Wort Holocaust, stellt sich in der Sicht einer Europäerin dar als eine Nation, in der die Geschichte zum Stillstand gekommen ist.

Luise Witte (geb. 1931) und Margarete Spitz (geb. 1922), die uns von ihrem Rezitationsabend mit autobiographischen Texten von Alexandra Kollontai noch in bester Erinnerung sind, lassen auch diese Lesung mit den Tagebuchaufzeichnungen von Simone de Beauvoir zu einem Erlebnis werden.


Internet Biographie von Simone de Beauvoir bei LeMO (Lebendiges virtuellen Museum Online)

17. November 1994
20.00 Uhr
Aleksandra Kollontaj
"Ich habe viele Leben gelebt"
Literarische Lesung:
Margarete Spitz und Luise Witte

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Buchcover, Alexandra Kollontai »Wege der Liebe« Margarete Spitz und Luise Witte stellen in einer literarischen Lesung Aleksandra Michajlowna Kollontaj (1872-1952) vor, die als engagierte Vorkämpferin für die politische uns soziale Gleichberechtigung der Geschlechter Politik gemacht hat.

Lesung: Margarete Spitz, Luise Witte
Konzept: Adelheid Rabus


Alexandra Kollontai

Wer war Aleksandra Kollontaj? Diese Politische Frau, die sich selbst als emanzipiert bezeichnet hat, paßt in kein Klischee. Die leidenschaftliche Kommunistin war enge Mitarbeiterin von Lenin und blieb auch nach dessen Tod lange Jahre Botschafterin der Sowjetunion. Dabei war sie eigentlich eine russische Adelige mit einem feministischen Horizont. Als solche trat sie auch in der Stalinära in zahlreiche Fettnäpfe der Bürokratie, verstand es aber immer, ihre Eigenständigkeit zu bewahren.

Ihr Erzählband »Wege der Liebe«, ihre Vorlesungen über »Die Situation der Frau in der gesellschaftlichen Entwicklung« und ihre Autobiographie »Ich habe viele Leben gelebt« zeugen auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion von einer Radikalität des Denkens und Fühlens, die wegweisend sein kann über die Spätzeit dieses faschistischen Jahrhunderts hinaus.

Rezensionen

»Wege der Liebe« ist eines der wenigen Bücher, die wirklich an Grundprobleme der heutigen Übergangszeit mit Ernsthaftigkeit und Leidenschaft zugleich rühren.
Berliner Tageblatt, 1926

Man mag Alexandra Kollontais Standpunkt teilen oder verwerfen, man wird eines anerkennen müssen: die absolute Ehrlichkeit, die nicht wieder erlebte Unverlogenheit. Mag die russische Revolution ökonomisch, politisch gescheitert sein, psychisch hat sie ein Volk erneuert.
Der Tag, Wien 1926


Biographie Biographie von Alexandra Kollontai und die Verhältnisse in Rußland im 19. und 20. Jahrhundert

Internet Biographie von Alexandra Kollontai beim Institut für Frauen-Biographieforschung Hannover/Boston

Rosa-Luxemburg-Stiftung, Veröffentlichung: »Alexandra Kollontai: Mein Leben in der Diplomatie«

Alexandra-Kollontai-Archiv (engl.) bei www.marxists.org

Ausführliche Biographie bei Wikipedia


Biographie Margarete Spitz
Die Schauspielerin, am 21.4.1922 in Erkenschwick bei Recklinghausen als Margarete Gößlinghoff geboren, lebte seit 1945 bis zu ihrem Tod am 9.2.2007 in München. Sie war bekannt vom Kabarett, als Hörspielsprecherin im Rundfunk und von zahlreichen Rezitationsabenden, wobei der Krull nicht ihre erste "Hosenrolle" war. Herausragende Theaterrollen waren Goethes Iphigenie und Shaws Stella.

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