Ulrike Edschmid liest
»Das Verschwinden des Philip S.«
Roman
Dichterlesung und Gespräch mit der Autorin
Dieses jüngste Buch von Ulrike Edschmid kommt als Roman daher, stellt aber die Erinnerung an den einstigen Lebensgefährten dar, der 1975 bei einem Schußwechsel mit der Polizei auf einem Kölner Parkplatz starb. Trotzdem handelt es sich um weit mehr als einen "Tatsachenroman"; denn wie sonst hätte Ulrike Edschmid gerade für dieses außergewöhnliche Buch den Grimmelshausen-Preis bekommen, der als Auszeichnung für Autoren gilt, die "einen bemerkenswerten Beitrag zur künstlerischen Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte geleistet" haben. Grimmelshausen (1622 - 1676) war der erste Romanautor der deutschen Literaturgeschichte, der sich aus eigenen Erlebnissen mit der Zeitgeschichte (Dreißigjähriger Krieg) authentisch beschäftigt hat.
Was den meisten Büchern über die sogenannte 68er-Bewegung fehlt, findet sich also hier: Tiefe, Trauerarbeit und Sprachkunst. Wieder geht es um Zeitgeschichte, aber in einer sehr verdichteten und persönlichen Sicht. Und so begegnen wir in diesem Buch dem Lebensgefühl der damaligen Generation, das etwas mit dem Streben nach Freiheit zu tun hatte: "Wir hatten das Gefühl, alles ist möglich. Und ich muß mich heute bemühen, etwas von diesem Gefühl zu bewahren." Wer heute über diese Vergangenheit nachsinnt, stößt auf humanistische Motive der einstigen Außerparlamentarischen Opposition. Was heute so gröblich verdrängt und tabuisiert wurde, ist die Frage nach dem Sinn des Lebens: die Kinderladenbewegung, die Schaffung neuer politischer Verhältnisse, antiautoritäre Erziehung als Erziehung der Erzieher, ein neues Verständnis von Demokratie als Widerstandskraft gegen Diktatur und Gewalt.
Donnerstag, 26. September 2013
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